Wir beschlossen ueber den Gulf-Savannah-Track nach Cairns zu fahren. Die 2000 km wollten wir schnell zurueck legen. Das bedeutete durchschnittlich 6 – 7 Stunden Fahrt pro Tag. Eigentlich ziemlich schade, denn der Weg war schoen und die Landschaft abwechslungsreich. Der schoenste Teil war ohne Zweifel der Limmen-Bight-NP. Wir fanden immer schoene Bushcamping-Moeglichkeiten. Einmal uebernachteten wir in der Naehe von Gesteinsformationen, die an Ruinen einer Stadt erinnern und deshalb “Lost City” genannt werden. Im Morgenlicht konnten wir einige eindruckliche Bilder schiessen und wir nahmen uns Zeit fuer einen kurzen Spaziergang durch die “Steinstadt”.
Das letzte Camp schlugen wir an einem Fluss auf. Natuerlich mit gebuehrend Abstand, denn es wimmelte von Krokodilen. Wir konnten einige grosse Exemplare sehen. Leider verschwanden sie im Wasser, sobald wir ankamen und wir konnten keine Fotos machen.
Roadtrain :-)
Nach zwei weiteren langen Fahrtagen kamen wir in Cairns an, der
Touristenmetropole des noerdlichen Queensland. Doch wir schaetzten es, alle
Facilities zu haben. Es sollte nu rein kurzer Stopp warden, denn sobald wir alle
Erledigungen hinter uns hatten, sollte es weiter nach Cape York gehen. So
verbrachten wir zwei volle Tage in Cairns mit e-mailen, Auto vorbereiten,
Einkaufen, Waschen und so weiter.
Dann war es soweit – wir waren bereit fuers Cape York. Wir fuhren entlang der
Kueste ueber Daintree und Cape Tribulation.
Dort organisierte Roger einen Nightwalk fuer uns. Es war interessant, denn wir sahen viele Tiere anders, als man sie sonst am Tag sieht. Leider fing es bald an zu regnen und nach kurzem waren wir alle total nass. Es ist nun nicht mehr so warm und darum froren wir ziemlich und waren echt froh, als wir wieder im Trockenen waren. Doch all die nassen Kleider trockneten schlecht und im Auto war alles feucht und began zu riechen. Ich fand dies sehr unangehem und wuenschte, wir waeren wieder im trockenen, warmen outback!
Ueber den Bloomfield track ging es nach Cooktown. Er war nicht schwierig, aber
dafuer ziemlich loechrig. So merkten wir bald, dass wir erneut ein seltsames
Geraeusch, ein metallisches Klicken beim Vorderrad hatten. Das gefiel uns
natuerlich ueberhaupt nicht. Peter ueberlegt sogar, ob es nicht besser waere
Cape York ganz auszulassen und schoen gemuetlich nach Brisbane zu fahren. Doch
ich konnte ihn ueberzuegen, es zuerst in Cooktown in einer Garage zu versuchen,
bevor wir aufgeben.
Der Mechaniker schaute sich alles sehr genau an und sagte: Alles in Ordnung! Ich
finde absolute kein Problem.
Also fanden wir, dass wir es doch mit dem Cape versuchen wollten. Die Strasse war
als ziemlich schlecht beschrieben und ich malte mir aus, wie sehr wir
durchgeschuetelt wuerden. Doch es war weniger schlimm als ich gedacht hatte.
Nach
zwei tagen waren wir am Anfang der Old Telegraph Line ( OTL ), diesem beruehmt
beruechtigten track. In den Reisebuechern ist er al seiner der anstrengendsten
tracks Australiens beschrieben. Es sei selten, dass ein Auto heil bliebe und er
erfordere viel Durchhaltewillen der Fahrer. Wir liessen uns inzwischen nicht
mehr so schnell abschrecken, denn wir wussten, dass die Beschreibungen in den
Buechern einfach uebertrieben waren.
Doch in diesem Fall war jedes Wort wahr! Die OTL sollte die groesste
Herausforderung unserer Australienreise werden. Sobald sie von der Hauptstrasse
abzweigte, war der track nicht mehr, als zwei Reifenspuren. Der erste Bach kam
bald. Das Wasser war weniger das Problem, es waren die Uferboeschungen, die
herausfordernd waren. Steil, glitschig und ausgewaschen, musste man sich gut
ueberlegen wie man fahren wollte. Wir stiegen aus, schauten uns alles genau an
und legten eine Fahrlinie fest. Konzentriert und in den Gelaendegaengen, ging es
langsam durch den Bach. Es war zwar etwas holperig, aber nicht allzu schwierig.
Mit frischem Mut fuhren wir weiter.
Die zweite Durchquerung sah einfach aus. Nach einem kurzen Blick fuhr ich los. Zuerst war alles ganz harmlos, doch ploetzlich tauchte die Motorhaube immer tiefer ein. Ich schluckte leer und sagte mir: Ruhig jetzt, nur weiter, immer weiter, einfach nicht vom Gas gehen! Peter stand am andern Ufer und hatte den Auftrag Fotos zu machen. Doch als er meinen Taucher sah wurden seine Augen immer groesser und er schrie: Fahr, fahr, fahr!! Leider vergass er vor lauter Aufregung Fotos zu machen.
Auch Daniela und Roger hatten grosse Augen und ein etwas mulmiges Gefuehl, als
sie dann die Ueberquerung in Angriff nahmen. Auch sie tauchten ganz schoen tief.
Und diesmal gab es auch ein gutes Bild.
Die naechsten zwei Baeche waren sehr einfach und so kamen wir gut voran und
erreichten wie geplant den Dulhunty River. Wir uebernachteten dort und sahen dem
neuen Tag voller Zuversicht und mit viel Selbstvertrauen entgegen. So schlimm
wie alle sagten war ja die OTL gar nicht.
Waehrend der Nacht bekam Peter Halsschmerzen und fuehlte sich am naechsten
Morgen ziemlich krank. Es schien, dass er sich auf dem Nightwalk boese erkaeltet
hatte. Wir beschlossen trotzdem weiter zu fahren. Waehrend des Morgenessens
wurden wir dann bereits verregnet. Der Tag begann also nicht optimal.
Die erste Durchquerung verlief ohne Probleme und gab uns Motivation. Doch Danach
wurde die Herausforderung langsam groesser. Die Baeche waren zwar nicht tief,
hatten jedoch Flussbette aus Steinplatten, in denen sich grosse Loecher (
potholes ) befanden.
So fanden wir uns wieder in langen Diskussionen, wie wir am besten die Loecher umfahren konnten. Wir brauchten ploetzlich viel laenger und kamen nur noch schlecht voran. Die Nervositaet stieg, vor allem bei Peter und mir. Wir hatten einen ziemlich engen Zeitplan und das wurde uns nun unangenehmer denn je bewusst. Vieles war mit dem Transport des Autos noch nicht geregelt, das nur in Brisbane erledigt werden konnte, Peter fuehlte sich zunehmend schlechter, das Geraeusch am Auto wurde kontinuierlich lauter und Nerven aufreibender. Das Selbstvertrauen vom gestrigen Tag wurde schnell immer weniger.
Schliesslich kamen wir zum Gunshot Creek, dem beruehmtesten Bach der OTL. Wir hatten bereits lange vorher abgemacht, dass es nicht wert ist unser Auto zu riskieren und wir diesen umfahren wuerden. Nur wollten wir gerne jemanden sehen, der sich an diese Ueberquerung wagte. Wir hatten Glueck. Als wir ankamen machte sich gerade ein 4x4 Club an die Vorbereitungen. Mit viel Geduld konnten wir miterleben wie sich vier Fahrzeuge ueber die Kante ‘stuerzten’. Alles blieb zum Glueck ganz. Wir erfuhren jedoch spaeter, dass sich in dieser Saison ( also seit etwa fuenf Wochen ) bereits vier Fahrzeuge am Gunshot ueberschlagen haben und es sogar Verletzte gegeben hatte.
Die OTL ist in zwei Abschnitte geteilt. Wir befanden uns nun kurz vor dem Ende
des ersten und einfacheren. Bis zum Mittag wollten wir das Verbindungsstueck
hinter uns haben und an den Twin Falls essen.
Ich hoffte, auf diesem Verbindungsstueck, das wieder eine breitere Strasse war
besser voran zu kommen. Doch ich sah den neun schlimmsten Kilometer entgegen.
Technisch zwar nicht mehr schwierig, aber vom Zustand her absolute schrecklich.
Die corrugations waren riesig und das Auto ratterte und schuettelte egal wie
schnell oder langsam man fuhr. Das Klickgeraeusch am Rad erinnerte uns bei jedem
Schlag, das mit unserm Auto etwas nicht stimmte. Dies zerrte an den Nerven.
Schliesslich war es geschafft und wir konnten uns an den Wasserfaellen etwas
erholen.
Eine Spinne bei den Wasserfaellen
Nachher gings weiter auf der OTL. Peter fuehlte sich gar nicht wohl und so uebernahm ich das Steuer. Der naechste creek tauchte auf. Ich erwischte eine schlechte Ausgangsposition und manoeverierte mich in eine recht unangenehme Situation.
So kame es, dass ich im creek hin- und herkorrigieren muste, was immer ganz schlecht ist. Zum Glueck kam das Wasser nur bis an den unteren Rand der Felgen. Trotzdem fluchte ich und schwitzte und aergerte mich, dass ich dies so schlecht hingekriegt hatte. Schliesslich war ich drueben mit Ach und Krach. Viel eleganter sah es anschliessend bei Roger aus. Tja, so geht das!
Peter – offensichtlich muede, krank und ungeduldig war auch nicht besonders
angetan von meinen schwachen Fahrkuensten. Nichts desto trotz liess er mich
weiterfahren und ich war entschieden allen zu zeigen, dass ich einen 4x4 fahren
konnte!
Ich hatte Pech und fuhr sozusagen vom Regen in die Traufe. Der weg entwickelte
sich zu nicht mehr als zwei Geleisen mit einer tiefen Auswaschung in der Mitte.
Zu allem Uebel waren noch Steine und Wurzeln als Hindernisse da. So war ich
gezwungen die Seite zu wechseln und den Graben zu ueberqueren. Dies erwies sich
als heimtueckischer als ich gedacht hatte. Das Auto verhielt sich mehr wie ein
wildes Pferd als wie eine Maschine, schwankte hin und her, neigte sich
beaengstigend zur Seite, richtete sich jedoch wieder auf nur um sich vorne
aufzubaeumen. Ein Rad verlor den Kontakt zum Boden. Ich hielt den Atem an und
Peter wurde bleich. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Auto endlich
wieder sicher auf allen vier Raedern stand. Ich weiss noch immer nicht wie, doch
es gelang mir, das Stueck Strasse zu meistern ohne das Auto zu Schrott zu fahren.
Nachher hatte ich erst mal genug von 4x4.
Peter war heilfroh, dass alles vorbei war und entschied sich das Steuer wieder
zu uebernehmen. Ich war gerne bereit zurueck zu treten, war aber ziemlich
frustriert ueber das gescheiterte off roaden.
Peter lotste dann Roger ueber die Stelle. Mich troestete, dass auch Rogers Auto
diesmal etwas rock’n roll tanzte. Er und Daniela hatten auch einige
Schreckmomente zu ueberstehen, bis sie durch waren.
Ohne weiteren Zwischenfaelle erreichte wir unsern Lagerplatz. Wir waren alle
geschafft. Peter fuehlte sich richtig krank, unser Auto schien kaputt, der
Zeitplan drueckte – wir hatten nicht mehr so grosse Lust uns weiter auf der OTL
vorwaerts zu kaempfen.
Dank Medikamenten hatte Peter eine ruhige Nacht und fuehlte sich am andern
Morgen ausgeruht. Ich hatte die halbe Nacht damit verbracht mir auszumalen, was
an unserm Auto kaputt sein koennte und hatte von gebrochener Achse bis zur
ausgerissenen Lenkung alles durchfantasiert. Beim Morgenessen wurden wir mal
wieder kurz verregnet, was die Motivation nicht gerade vergroesserte.
Es gab eine Moeglichkeit die OTL abzukuerzen. Es war noch ein Bach zu
ueberqueren, danach gab es eine Ausfahrt auf die Bypass-Road. Wir konnten uns
nicht so recht entscheiden. Auf der einen Seite gab es uns der Stolz nicht zu
aufzugeben, auf der andern Seite waren wir etwas besorgt, wie wir die weiteren
Ueberquerungen ueberstehen wuerden. Wir einigten uns darauf, dass wir mal
zufahren und uns anschauen, wie der naechste Fluss aussieht. Bereits bei der
ersten Ueberquerung hatten wir Proleme. Die Einfahrt war einfach aber die
Ausfahrt war sehr steil und ausgewaschen. Es gelang uns nicht, alle vier Raeder
auf dem Boden zu lassen. So hatten wir einmal mehr einen Schreckensmoment, als
sich das Auto die Boeschung hinaufquaelte.
Wir kamen bei der Ausfahrt an. Wir wollten nicht umkehren, so schauten wir uns noch den naechsten Fluss an. Der war nicht so schwierig. Wir hatten nichts zu verlieren, wenn wir den ueberquerten und uns den naechsten auch noch anschauten. Gesagt getan – und wir standen vor dem creek. Die Karte hatte uns bereits vorgewarnt:“very steep and erroded banks“ stand da und es war nicht uebertrieben. Lange standen wir da, schauten ins Wasser, unschluessig. Es fiel uns furchtbar schwer aufzugeben, was wir dann aber schliesslich doch taten. Der Trip stand diesmal nicht unter einem so guten Stern. Zuviele Dinge erschwerten die Ruhe und Konzentration, die ein solches Abenteuer erforderte.
Wir landeten also auf der Bypass-Road und der Terror mit den corrugations begann von vorn. Wir erreichten den Jardine River, bezahlten die schweineteure Faehre und befanden uns bald auf dem letzen Stueck zum Cape York.
Peter ging es wieder schlechter und ich uebernahm das Steuer fuer die letzten zwei Stunden. Erschoepft kamen wir bei den Ruinen von Somerset an, die unser Nachtlager sein sollten. Ich steckte Peter unter eine warme Dusche und funktionierte den Toyota zu einem Krankenzimmer um. So konnte sich Peter etwas hinlegen und sich erholen. Das tat ihm gut und nach dem Nachtessen fuehlte er sich wieder fit genug, um noch eine letzte Runde UNO mit uns zu spielen.
Am naechsten Morgen fuhren wir die letzten Kilometer zum noerdlichsten Punkt
Australiens, dem Cape York. Als wir dann endlich dort waren, erwartete uns ein
heruntergekommener verlassener Resort und viel Abfall. Nun das war allerdings
etwas enttaeuschend und ich fragte mich innerlich, ob sich all die Muehsal ueber
die 1000km wirklich gelohnt hatte. Die OTL war sicher der beste Teil gewesen.
Ausserdem ist das Cape York einfach ein muss fuer jeden Australien Reisenden.
Aber ich wuerde wohl nicht noch mal all die Wellblechpisten auf mich nehmen
wollen. Peter und ich stimmten ueberein, dass wir lieber mehr Zeit in der Wueste
verbringen wuerden.
Wenigstens konnten wir sagen, dass wir dort waren und am Nordzipfel Australiens
standen.
Dann war der Moment gekommen, wo wir uns von Daniela und Roger trennen mussten.
Es war ganz komisch ploetzlich nach so langer Zeit wieder alleine unterwegs zu
sein. Sie wollten gemuetlich Richtung Sueden fahren und hatten noch einige
Umwege geplant. Wir fuhren auf dem schnellsten Weg zurueck nach Cairns. Peter
war nun wieder gesund und schaute sich mal das Geraeusch am Auto an. Es war –
der voellig zerstoerte Gummi des Stossdaempfers! Das, was er von Anfang an
vermutet hatte! In zehn Minuten war dies geflickt und wir fuhren ganz
geraeuschfrei weiter.
Fuer all die Anstrengungen belohnten wir uns selber mit einem Archer Burger im
Archer River Roadhouse.
Die naechsten Tage verbrachten wir groesstenteils im Auto. Wir erreichten Cairns
in drei Tagen und fuhren ebenso schnell weiter der Kueste entlang Richtung
Brisbane. Wir waren in einer eigenartigen Stimmung. Es ist beinahe vorbei – die
Reise neigt sich dem Ende zu.